Seit 95 Jahren starten Schüler aus Schleswig-Holstein zur Dr. Asmus-Ruderregatta auf der Kieler Förde. Sie ist mittlerweile die einzig verbliebene Schülerruderregatta des Landes. Um sie zu erhalten, wurde im Vorwege kräftig geworben. Mit Erfolg: 200 Teilnehmer griffen am Sonnabend in die Riemen.
Kiel. Von der Reventloubrücke und der Blücherbrücke bis zum Steg des Schülerbootshauses gingen die insgesamt 43 Rennen vom Einer bis zum Achter, im Renn- oder Wanderboot und in jeder Alterklasse. Dass sich so viele meldeten, darüber freute sich besonders Organisatorin Maja Darmstadt, denn sie hatte kräftig Werbung gemacht. „Wir dürfen eine so schöne Tradition doch nicht aussterben lassen“, betonte sie. Waren es in den Vorjahren nur noch maximal 40 Teilnehmer aus den sieben Rudervereinen der Kieler Schulen, kamen in diesem Jahr Schüler aus den fünf Vereinen in Flensburg, Preetz, Schleswig, Rendsburg und Itzehoe dazu. Selbst das Wetter spielte mit: „Sonne und glattes Wasser auf der Förde mitten am Tag, wann haben wir schon mal so ein Glück?“
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Erst 1973 änderte der EKRC die Satzung – Sommerfest zum Jahrestag
Kiel. Eine Mitgliedschaft im Ersten Kieler Ruder-Club von 1862 e. V. (EKRC) war mehr als 110 Jahre Männern vorbehalten. Auf Initiative von Heiner Ketelsen, der heute Ehrenvorsitzender des Ruderverbands Schleswig-Holstein ist, gab es 1973 eine Satzungsänderung, die den Verein für Frauen öffnete. Das Jubiläum „40 Jahre Frauenrudern“ feierte der EKRC am Sonnabend mit einem Sommerfest.
Die Ruderinnen (von links) Helga Puschendorff, Gaby Schulz, Leonie Haass, Uta Kutz, Dorit von Weydenberg, Andrea Suhr, Rona Schulz, Ulrike Jonas und Claudia Mack kämpften sich am Sonnabend durch das aufgewühlte Fördewasser. Foto ihDie Abstimmung darüber, ob Ruderinnen aufgenommen werden sollten, war damals knapp ausgefallen: Eine Stimme brachte die Entscheidung und machte den Weg in den Verein frei. Der EKRC, dem Leistungssportler ebenso willkommen sind wie Breitensportler, ist heute rund 400 Mitglieder stark, ein Drittel von ihnen sind Frauen. Wie Vorsitzender Bernd Klose berichtet, sind „inzwischen die Frauen mit den erruderten Siegen und erworbenen Titeln (Weltmeister, Deutsche Meister, Junioren-Weltmeister) erfolgreicher als die Männer“. So holte beispielsweise Uta Kutz (47), die heute auch mehrfache Deutsche Meisterin ist, 1983 als erste Ruderin des Clubs den Titel bei der Deutschen Jugendmeisterschaft. Bettina Gau wurde 1993 Junioren-Weltmeisterin im Achter. Zwei Jahre später gewann Gaby Schulz bei der Weltmeisterschaft eine Bronzemedaille. Studenten-Europameisterin im Leichtgewicht-Einer wurde Claudia Mack 2010. Im Jahr darauf sicherte sich Rona Schulz im Doppelvierer ohne Steuerfrau den Titel Junioren-Weltmeisterin.
An die Anlaufphase in Sachen Frauenrudern denkt Dorit von Weydenberg (52) inzwischen mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht zurück. Die Ruderin hat Zeiten erlebt, in denen Frauen Durchhaltevermögen an den Tag legen mussten. „Am Anfang war der Club auf Männer ausgelegt, wir bekamen zunächst eine Reihe in der Männerumkleide, aber extra Duschen gab es für uns nicht“, erzählte sie am Rande des Festes am Clubhaus im Düsternbrooker Weg. Sie könne sich außerdem an eine Jahressiegerehrung erinnern, an der die Frauen trotz ihrer Siege nicht hatten teilnehmen dürfen, so Dorit von Weydenberg weiter. Trainer Karl-Heinrich Brandt bestätigte das Prozedere. „Die Siegerinnen werden durch ihre Trainer vertreten, hieß es 1977, aber die Frauen haben den Pokal nicht angenommen“, berichtete er. Heute müssen Frauen keine Repressalien mehr hinnehmen, sind ihren männlichen Kollegen längst gleichgestellt. Und wie bei den Ruderern dreht sich bei den Ruderinnen nicht immer alles um Leistung. „Ich bin Breitensportlerin, bin Feuer und Flamme für das Rudern, weil es der Seele guttut“, resümierte Andrea Suhr (51). „Es ist Naturerlebnis und Sport, man kann sogar im Winter rudern“, fasste Helga Puschendorff (69) ihre Begeisterung für das Rudern in Worte. ih
Frauen am Ruder? Das war hierzulande lange ein Ding der Unmöglichkeit. Nachdem 1775 die Herren der Schöpfung auf der Themse den ersten Ruderwettkampf der Neuzeit austrugen, dauerte es bis 1928, ehe mit der Rudergesellschaft Germania der erste Verein in Kiel Frauen aufnahm. Mit einem kleinen Fest und einer Ausfahrt ist der 85. Jahrestag dieser emanzipatorischen Zäsur am Sonnabend gefeiert worden.
Wer denkt, die Männer der Germania seien damals schon ganz schön aufgeschlossen gewesen, täuscht sich freilich. Schnödes Kalkül stand hinter dieser kleinen Revolution, denn dem Verein mangelte es damals an Geld. Also gründete der damalige Vorsitzende Friedrich Busse eine Damenabteilung, die der Rudergesellschaft neue Mitglieder und damit Einnahmen bringen sollten.
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Erfolgreich bei den German Open der Masters: Sybille Roller und Gaby Schulz (hinten).Brandenburg. Die 14. German Masters Open der Ruderer auf dem Beetzsee in Brandenburg war am vergangenen Wochenende mit 345 Booten die größte Masters-Regatta dieses Jahres in Deutschland. Der Erste Kieler Ruder-Club (EKRC) wurde durch Ingmar und Gaby Schulz vertreten, die bei wechselhaften Witterungsbedingungen und starkem Gegenwind nicht nur die anderen Mannschaften, sondern auch die Rahmenbedingungen als Gegner hatten.
Dennoch konnte Gaby Schulz nach einem kampfbetonten Rennen im Achter B (36 Jahre) in Renngemeinschaft mit Halle, Nordschleswig, Flensburg, Hamburg und Höchst sowie im Doppelzweier C gemeinsam mit ihrer Partnerin Sybille Roller (Höchst) zwei souveräne Siege einfahren. Zudem erruderte sie sowohl im Doppelvierer C in Kombination mit Hamburg, Nordschleswig und Höchst, als auch im Doppelzweier B, erneut als Duo mit Sybille Roller, zwei Mal die Silbermedaille.
Ähnlich erfolgreich war Ingmar Schulz, der neben einem deutlichen Sieg mit seinem Hamburger Partner Carsten Riemann im Doppelzweier B zwei zweite Plätze im Doppelzweier A und Doppelvierer B sowie einen dritten Platz in Renngemeinschaft mit Hamburg einfuhr. bak
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